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hallo allseits!
letztens wurde mir die ehre zuteil, einmal eine woche von unser aller lieblingsspiel abstand nehmen zu dürfen, um mit meiner familie einen voraussichtlich erholsamen urlaub im doch auch ziemlich schönen salzburgerland zu verbringen. geplant war dieser entspannungstrip ja als schi-urlaub, aufgrund der sehr mysteriösen wetterverhältnisse in unseren breitengraden aber wurde es ein ganz passabler sommerausflug. ich möchte, weil’s mir jetzt so spontan einfällt, an dieser stelle einmal kundtun, dass ich dennoch ein stolzer steirerbua bin und geradezu entsetzt war vom umstand, dass man graz, immerhin die zweitgrößte stadt österreichs und wahrlich gesegnet mit viel charme und eigenem flair, anscheinend völlig von der europäischen landkarte gestrichen hat. dies bewiesen zumindest recherchen bei deutschen familien, belgischen rüpeln (die sauna-bereiche offensichtlich mit vorliebe in straßenbekleidung bevölkern) oder durchgeknallten englischen reisegesellschaften, die graz oder die steiermark nicht einmal ansatzweise kannten und ganz „surprised“ fragten, wo denn der nächste flughafen wäre, um diesen ort anfliegen zu können. der englische busdriver kommt übrigens aus einem ort genau in der mitte zwischen liverpool und manchester. auf die frage, welchen der zwei fußballvereine er denn dann unterstütze, nannte er mir - na, was glaubt ihr? - genau, die tottenham hotspurs, einen londoner (!) traditionsverein. kurios, oder? wäre ungefähr so, wenn ein grazer rapid-fan wäre, ein genfer anhänger der grasshoppers oder ein ostfriese fc bayern-fan. denk ich mir halt. hm, na ja, egal, fiel mir jetzt auch so spontan ein...
es ist ja jetzt nun so, dass dieser urlaub als familienausflug geplant war, quasi ein durchatmen und abstand nehmen von diverser computer-software, ein neues zusammenfinden des familienverbandes. da hat wow natürlich keinen platz. ich nahm mir also fest vor, das zweite leben zumindest für eine woche ad acta zu legen, mein erstes - das wichtigere - wieder hervorzukramen, zu entstauben und so wenig gedanken wie möglich an die virtuelle welt zu verschwenden. meinem sohn, er ist zum glück inzwischen doch schon etwas weniger infiziert als ich, machte ich auch von anfang an klar, dass wir doch zumindest für sieben tage einmal nicht von wow reden sollten, um unsere zwei damen nicht zu langweilen oder gar zu verärgern. man lebt ja in so einem hotelzimmer recht eng zusammen, da kann sowas schon zu konflikten führen. nun ja, wir fuhren also vollbepackt bis oben von zuhause ab, aufgrund der beladung hätte man auch annehmen können, dass wir zu einer 3-monatigen nordpolüberquerung aufbrachen.
es dauerte so in etwa eine halbe stunde, als der sprößling ein „papa, da schaut’s aus wie in nagrand!“ hervorprustete, wodurch er sich einen bösen blick meinerseits, ein kopfschütteln meiner frau und einen mitleidigen seufzer meiner tochter einhandelte. meinen ersten eigenen rückfall hatte ich dann, als wir auf dem weg durch das wunderbare gebirge der tauern in der obersteiermark fuhren. der schock fuhr mir nämlich schlagartig in die glieder, ich betätigte abrupt das bremspedal, als ich auf einem großen werbeplakat in riesigen lettern den slogan „So schmecken die Tauren“ zu lesen bekam. nun gut, die werbung für das sicherlich wohlschmeckende „schladminger“-bier hat mal mit sicherheit nichts mit wow zu tun, deshalb wurde mir auch bald klar, dass das wohl „So schmecken die Tauern“ heißen sollte. ein freud’scher verleser quasi. böser blick meines sohnes, kopfschütteln meiner frau, mitleidiger seufzer meiner tochter. nun gut, nach diesem ersten schock schafften wir es dann doch ohne weitere fehler zum urlaubsziel. tags darauf dann passierte dem filius der nächste lapsus, als wir ihm erklärten, dass wir am anfang auf dem tellerlift-hang fahren würden. auf die frage, wie denn der tellerlift jetzt aussehe, antwortete ich, dass er sich eine cd mit griff vorstellen sollte. „ach, du meinst die cd, die man beim installieren von wow braucht“, meinte er. böser blick, kopfschütteln, seufzer, etc. etc... so in etwa hielten wir uns aber ganz tapfer, bemühten uns redlich. ausrutscher passierten dennoch. auf dem berggipfel z.b., als meine tochter mit schaudern in die tiefe blickte, ich ihr aber stolz entgegenhielt: „mir egal, ich hab ja meine flugform!“. böser blick, kopfschütteln, etc. etc. oder einfach so, schnell mal zwischendurch beim abendessen ein eingestreutes „du papa, soll ich schon mit 58 in die scherbenwelt oder erst später?“ bös..., kopf..., seufz... ich hatte im übrigen auch ein wow-leibchen mit und hoffte inständig die ganze zeit im speisesaal, dass mich doch bitte irgendwer „erkennen“ würde und mich in ein wow-gespräch vertiefen könnte. dem war aber leider nicht so. natürlich, irgendwann bekommt man entzugserscheinungen, sieht im liftwart einen zwergen-pala, aus dem sitznachbarn am sessellift wird flugs ein troll-jäger, die freundliche kellnerin im speisesaal mutiert trotz dreifachen augenreibens zur untoten priesterin und dem fräulein an der rezeption wachsen zwei hörner samt schweif und nasenring. nur meine frau blieb interessanterweise immer meine frau, dem himmel sei lob und dank. ich glaube außerdem bis heute, dass mein söhnchen ganz bewusst am letzten schitag kurz vor ende ein „ich mag jetzt nimmer, papa, machen wir zwei eine pause?“ hervorseufzte. diese ca. 20 minuten nur wir zwei solo auf der schihütte gehörten dann allein uns beiden, wir erzählten uns geschichten aus unserer anderen welt, lachten, feixten, redeten über unsere fähigkeiten, ich startete ein wow-quiz, um seine erinnerungen aufzufrischen, in diesen ca. 20 minuten waren wir wieder „wie zuhause“, quasi wir selber, das harmonische vater-sohn gespann. schön. dass wir gegen ende des urlaubs - jeder für sich und doch gemeinsam - schon die stunden und minuten zählten, uns in freudiger erwartung die ganze zeit anzwinkerten, versteht sich von selbst.
liebe leute, so eine zeit der enthaltsamkeit hat sehr viel mit geduld, selbstbeherrschung, überwindung und konzentration zu tun und ich möchte an dieser stelle meinen respekt an alle darbringen, die sich solchen phasen des lebens hingeben, um sich irgendwelcher dinge zu enthalten. mein eigener zustand der entsagung computertechnischer gelüste dauerte ja nur 1 woche oder immerhin 7 tage oder lange 168 stunden oder unzählbare 10.080 minuten oder sage und schreibe unfassbare 604.800 sekunden, das geht ja noch. erst jetzt verstehe ich, wie dringlich der wunsch des ordensbruders sein muß, seinen priester-kolben an einem liebreizenden damenschenkel zu reiben, oder sich das model voll zügelloser leidenschaft in die cremetorte versenken will, der jägersmann im tierpark unter plötzlich aufkeimendem blutdurst das zarte böcklein zu erlegen sucht, ein dem alkohol verschriebener in der fastenzeit beim anblick einer bierflasche voller inbrunst in die tischkante beißt oder sich die lungen des ex-rauchers beim dunste des sargnagels vor hingabe von selbst verkrümmen. dennoch denke ich, dass man von zeit zu zeit durchaus solche phasen einschieben sollte. man lernt dann automatisch wieder den wert der dinge kennen, die man so tagtäglich gerne tut und halt eine zeit lang nicht tun darf. ich habe tatsächlich schwer an mir gearbeitet und gebetet, dass, so sehr ich die zeit mit meiner familie genoss, sich doch wieder bald die scherbenwelt vor meinen augen entfalten möge. und sei es nur, um dann nach so langer zeit der enthaltsamkeit wieder durchgehend 12 stunden instant vor dem pc zu verbringen. den bösen blick meiner frau, das kopfschütteln meiner tochter und die mitleidigen seufzer meiner katzen hab ich übrigens angeblich nicht wirklich wahrgenommen...
lg
gü
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